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72. Rabanal del Camino - Ponferrada

Cruz de Ferro Montag, 17. Oktober 2005

34 km / 7 h
Rabanal del Camino - Cruz de Ferro – Manjarin - El Acebo - Ponferrada
Nicht wie üblich kann man hier in der Herberge Zmorge essen. Weil es sehr kalt ist, ist im Chemine des Aufenthaltraumes tüchtig eingeheizt. So können wir, Ewald und ich, uns beim frühstücken richtig erwärmen. Wir verlassen Rabanal noch in der Dunkelheit bergauf und überholen bald schon ein paar vor uns gestartete. Der Pfad führt über Wiesen, abseits der Strasse hoch an einem Brunnen vorbei. Das Wasser hier schmeckt, wie im Outdoor beschrieben, wirklich frisch und köstlich. Etwas weiter oben mündet der Pfad in die Landstrasse und steigt weiter hoch bis zum einst verlassenen, inzwischen wieder etwas belebten Ort Foncebadón auf über 1430 Metern. Die einzige Bar hier ist voll von Pilgern, und darum beschliessen wir weiter zu gehen. Nun verläuft die Strasse entlang des Hanges hoch bis auf 1530 Meter zum berühmten Cruz de Ferro. Hier legen wir eine Pause ein, um ein paar Erinnerungsfotos mit dem Steinhügel zu knipsen.
Es ist nach wie vor eisig kalt und ein zügiger Wind zwingt uns weiter zu marschieren. Hier sieht es aus wie im Alpen Gebirge nahe der Baumgrenze. Der angenehme Pfad führt parallel zur Strasse fast eben oder leicht bergab eine halbe Stunde zum zerfallenen Ort Manjarín. Hier oben, weit abgelegen von der Zivilisation führt Tomas, ein Aussteiger, eine spartanische, aber originelle kleine Herberge. Die fast schon legendären Wegweiser vor seiner Hütte zeigen uns noch 222 Kilometer bis Santiago! Im Vorraum erhalten wir gegen eine kleine Spende Kaffee und Biskuits. Mit dem heissen Kaffe können wir wieder etwas Wärme tanken. Nun führt der Weg wieder bergauf für gut eine Stunde. Hier haben wir einen herrlichen Ausblick in das Tal bis Ponferrada. Nun können wir endlich bergab wandern und hoffen auf etwas wärmere Zeiten. Mit dem schweren Rucksack auf dem steinigen Pfad steil bergab helfen uns die Stöcke das Gleichgewicht zu halten und die Knie etwas zu schonen. Wir durchqueren El Acebo und steigen auf der Landstrasse und später links auf einem Pfad weiter bergab. Um die Mittagszeit erreichen wir Riego de Ambrós, höchste Zeit für unser fast schon Standard Mittagessen Bocadillo und Agua in einem Restaurant etwas abseits vom Weg.
Gestärkt nehmen wir die letzten etwa 13 Kilometer unter die Füsse, steigen auf steilen Gebirgspfaden, wie wir es in der Schweiz gewohnt sind, weiter bergab bis zum Ort Molinaseca. Hier haben wir nach über 900 Höhenmetern die Talsohle erreicht, wandern an der Herberge vorbei und zweigen bei den Tennisplätzen recht auf einen Weg abseits der Strasse ab. Seit dem Mittagessen ist das Wetter schlechter geworden, es regnet leicht, dafür ist es hier unten auf 600 Metern um einiges wärmer. Zügig folgen wir der Markierungen, die uns, erst im Nachhinein ersichtlichen, grossen Umweg, um die halbe Stadt weisen. Müde erreichen wir die Herberge Calle de la Loma in Ponferrada. Nach der Dusche, Kleider waschen und in Tumbler trocknen, welch ein Luxus! In der Herberge hängt ein grosses Gemälde von „unserem“ Niklaus von Flüe. Dieses beeindruckt mich sehr, denn vor über zehn Wochen noch ganz am Anfang meiner Pilgerreise, bin ich im Flüeli Ranft, dem Heimatort des Bruder Klaus, gewesen.
Plötzlich erscheint Natalie mit einem verbundenen Arm. Sie ist beim steilen Abstieg nach El Acebo gestürzt und hat nun starke Schmerzen. Ich bin zwar kein Arzt, habe aber das ungute Gefühl, dass der Arm gebrochen sein könnte. Also rate ich ihr, mit dem Taxi ins Spital zum Untersuch zu fahren. Ewald und ich gehen nun die Templerburg und die Altstadt besichtigen. Die markante Burg ist wirklich imposant, aber leider geschlossen. Die Altstadt enttäuscht uns sehr, es ist nichts los hier, fast wie ausgestorben und keine gescheiten Restaurants in dieser 62'000 Einwohner Stadt! Auf dem grössten Platz steht noch ein Festzelt. Dieses ist seit gestern Sonntag leider geschlossen. Glücklicherweise finden wir in einer Seitengasse Richtung Rio Sil ein günstiges Restaurant.
Nach dem Nachtessen kehren wir zur Herberge zurück. Tatsächlich ist Natalies Arm gebrochen, und sie trägt nun einen weissen Gips. Natalie möchte aber unbedingt den Weg zu Ende gehen. Sie wird etwas kürzere Etappen vorsehen. Hoffentlich geht das gut mit dem Gepäck. Gemeinsam mit ein paar Pilgern gehen wir in eine nahe gelegene Bar noch einen Schlummerbecher trinken.