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Heute Morgen starten wir, mein Bruder Roland und ich, ganz euphorisch auf unsere erste Probewanderung. Unser Ziel ist es, dieses Jahr ein paar Vorbereitungswanderungen durch zu führen, um ein Gefühl für Distanzen und Rucksackgewicht zu erhalten. Im Frühling 2005 möchten wir gemeinsam aus der Schweiz bis Santiago de Compostela wandern.
Nun ist es 7 Uhr früh und noch dunkel, als wir unser Haus in Wil verlassen. Der Weg führt zuerst am Stadtweiher entlang zum Bahnhof, dann zum Bergholz und nach Wilen. Am Samstag so früh ist es noch sehr ruhig in den Strassen. Wir wissen noch nicht, wie weit es heute geht, im Toggenburg auf dem Thurweg mindestens bis Wattwil, wo wir auf den Jakobsweg Rorschach – St. Gallen – Wattwil – Rapperswil stossen! Ab Wilen führt der Weg durch Felder und Wälder über hügeliges Gelände bis Bazenheid. Nach zwei Stunden durchqueren wir diesen langgezogenen Ort. Es ist immer noch etwas neblig und sehr kühl. Vor Lütisburg Station erreichen wir eine grosse Schlucht. Es würde uns schon reizen, einfach über die Eisenbahnbrücke auf die gegenüberliegende Seite zu gehen. Aber wenn ein Zug kommt? Es ist zu gefährlich, und wir wollen ja trainieren und nicht mit geringem Aufwand möglichst weit gehen. Also steigen wir den steilen Pfad bis zur Strasse hinunter und am gegenüberliegenden Hang wieder hoch. Nachher verläuft der Weg flach bis nach Bütschwil. Anfangs Dorf beim Hallenbad findet ein Mountainbike Rennen statt. Wir rasten kurz und schauen dem Treiben zu. In Bütschwil kaufen wir einen Picknick, den wir gleich auf einer Bank beim Kinderspielplatz einnehmen. Es ist immer noch sehr kalt und wir starten darum sogleich wieder los. In Dietfurt überqueren wir die Thur und marschieren auf der Strasse nach Lichtensteig. Nach gut fünf Stunden erreichen wir Wattwil (gemäss Wegweiser beträgt die Wanderzeit von Wil nach Wattwil 7 h 15’!). Roland hat etwas Mühe mit seinem Knie, sonst fühlen wir uns eigentlich noch fit und weil es erst Mittag ist, beschliessen wir noch etwas weiter zu gehen. Schliesslich beginnt der eigentliche Jakobsweg erst hier! Nach Wähe und Süssmost im Migros Restaurant steigen wir auf dem Jakobsweg Richtung Hoh Ricken. Beim Aufstieg schmerzt das Knie von Roli nicht mehr so stark, jedoch beim leichten Abstieg nach Walde wieder sehr. In Walde wollen wir übernachten, da wir schon sehr müde sind. Weil hier am Sonntag die Erstkommunion Feier statt findet, sind die wenigen Zimmer alle belegt. Uns bleibt nichts mehr anderes übrig, als uns noch bis nach St. Gallenkappel zu schleppen. Die letzte Stunde ist eine richtige Tortur. Wir können kaum noch gehen. Mit letzter Kraft erreichen wir das Hotel Krone in St. Gallenkappel. Wir erhalten das Zimmer auf der obersten Etage und das ohne Lift! Auch das noch! Nach zehn Stunden schaffen wir auch noch bis ins Zimmer hoch. Nach einer Dusche und kurzem Ausruhen freuen wir uns aufs Nachtessen und einen feinen Wein, den wir redlich verdient haben. Der erste Tag Jakobsweg ist geschafft!